Mittwoch, 25. Oktober 2017

Von Hindenburg nach Görlitz - Eine Radreise durch die Vergangenheit

Sonntag, 30. Juli 2017: Im Morgengrauen poltere ich über die ehemalige Reichsautobahn nach Oberschlesien. Ich habe noch 300 km vor mir bis nach Hindenburg. Den größten Teil der Strecke habe ich aber bereits in Deutschland hinter mir gelassen, sodass ich wirklich nicht mehr viel vor mir habe. Außerdem bin ich bereits so aufgeregt und motiviert, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Das Heimatgefühl kommt auf. Die Sehnsucht wird immer stärker. Ich kann es nicht mehr erwarten.

Angekommen in Hindenburg im Stadtteil Rokitnitz, heißt es zunächst den Verwandten Bescheid zu geben, sich zu erholen und nach dem Schlaf einzukaufen. In Polen haben die Geschäfte auch Sonntags geöffnet. Das kam uns sehr gelegen. Da mein Aufenthalt in Schlesien nicht von langer Dauer ist, möchte ich die wichtigsten Angelegenheiten schnell erledigen, um die endgültige Planung meiner lang ersehnten Fahrradreise in die Wege zu leiten. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt sehr sommerlich - mit Temperaturen nahe der 30 Grad-Marke. Regen war für die nächste Zeit nicht prognostiziert worden. Ideale Bedingungen für eine Radreise.
Ich habe bereits einige Wochen vor der Reise in die Heimat mit Onkel Marcin, dem Bruder meines Vaters, über Skype telefoniert, um die Strecke und wichtige Details zu besprechen. Marcin ist 33 Jahre alt, vier Jahre älter als ich. Da der Altersunterschied nicht groß ist, sehen wir uns eher als Brüder oder Cousins an. Zumindest muss ich ihn nicht "Onkel" nennen.

Am Mittwoch, 2. August, beginnt unser Bike-Trip durch Schlesien. Einen Tag davor haben wir noch unsere Räder beim örtlichen Fahrradgeschäft revidieren lassen, um absolut sicher zu gehen, dass wir keine größeren Überraschungen auf unseren Fahrten erleben müssen. Ich stehe mit meinem Onkel vor seiner Haustür. Es ist elf Uhr, die Fahrräder sind gerichtet, das Gepäck wird noch einmal kontrolliert. Die erste Etappe endet in Cosel und ist laut Google Maps ungefähr 60 km von uns entfernt. Apropos Google Maps: In den letzten Jahren habe ich versucht ohne Navigation in Polen Fahrrad zu fahren. Ich rate jedem davon ab. Es gibt zwar hier und da Radfahrwege und Radwegschilder, allerdings nur für kurze Strecken. Es ist mir auch schon vorgekommen, dass die Schilder irgendwann gefehlt haben oder in eine andere Richtung gedreht wurden, sodass man sich sehr schnell beispielsweise im Wald nicht mehr zurecht gefunden hat. Ich hatte deshalb die Schnauze voll von dieser unvollständigen Planung und bin auf Google Maps umgestiegen. Aus diesem Grunde empfehle ich jedem in Polen vom Navi Gebrauch zu machen. Google Maps hat sich, außer in einigen Fällen, als äußerst hilfreich erwiesen. Powerbank nicht vergessen, falls der Akku schlapp machen sollte!
Es kann losgehen. Die Flagge Oberschlesiens reist selbstverständlich mit uns.

1. Etappe: Hindenburg - Kandrzin-Cosel (60 KM)

Zweisprachige Ortsschilder in Schlesien
Park am Rathaus
Es ist soweit! Noch vor der Abfahrt bitten wir Marcin's Kumpel, ein Beweisphoto von uns beiden mit unseren Fahrrädern zu schießen. Danke. Wir verabschieden uns und treten in die Pedalen. Es hieß erstmal für uns: Raus aus dem Kohlerevier. Dabei lebten wir schon am Rande des Abbaugebiets, aber wir mussten durch das Gleiwitzer Industriegebiet fahren. Meine ersten Gedanken nach dem Start waren paradox: Einerseits freue ich mich, dass es jetzt endlich losgeht. Andererseits fürchte ich mich vor dem, was noch kommt: Eine Strecke von knapp 400 Kilometern. Als uns auf dem Weg nach Gleiwitz ohne Rücksicht auf Gegenverkehr LKW's und Sprinter überholt haben, sah ich schon fast schwarz. Bei dieser Gelegenheit möchte ich euch warnen: Seid achtsam auf den Straßen in Polen! Denn Rücksicht auf Radfahrer nehmen hier viele nicht.
Wir fahren in Gleiwitz ein. Auf der rechten Seite sehen wir den berühmten Gleiwitzer Radiosender, von wo aus kurz vor Kriegsausbruch eine Operation unter falscher Flagge stattgefunden hatte. Rechts an der Radiostation vorbei, fahren wir weiter bis ins Gleiwitzer Industriegebiet. Dort angekommen zeigt Marcin auf das Opel-Werk. Seit Jahren arbeitet er dort und fährt öfters mit dem Fahrrad zur Arbeit. Wir verlassen das Industriegebiet am Rande Gleiwitz. Weiter geht es durch kleinere Stadtteile und Dörfer bis wir am Waldesrand unsere erste Pause gemacht haben. Der Wald zieht sich bis nach Cosel. Das kommt uns aber gar nicht ungelegen, denn bei Temperaturen über 33 Grad ist der Wald doch ein wichtiger Schattenspender. Und irgendwo dort verläuft auch die Grenze zwischen der Woiwodschaft Schlesiens und der Woiwodschaft Oppeln. Fast hätte ich es vergessen: Marcin hat seinen Bluetooth-Lautsprecher mitgenommen, sodass wir auf der Reise Musik hören konnten. Sein Musikgeschmack ist grässlich. Polnischer Rap über Gras, Mary Jane, Weed, Ganja...das ist alles was mir in Erinnerung blieb. Aber ich wusste, dass der Akku nach drei Stunden schlapp machen würde, sodass die Erlösung noch im Wald folgte. Ohne Musik verlassen wir den Wald und fahren in Cosel ein. Am Stadtrand noch ein Päuschen gemacht, ging es gleich schon weiter bis zum Marktplatz. Was für ein großartiges Gefühl, die erste Etappe geschafft zu haben. Ich hole für uns Pepsi aus dem Laden - unser täglicher Zuckerspender für den Rest der Reise. Nachdem wir uns ausgeruht haben, ging es weiter ins Hotel. Das Hotel war westlich von Cosel, ca. drei km vom Marktplatz entfernt. Die Ortschaft hieß Wiegschütz. Die zweisprachige Ortsbezeichnung am Rande des Dorfes deutet auf die deutsche Vergangenheit und ihre Bevölkerung in Schlesien hin. Im Hotel angekommen, freute ich mich schon auf die Dusche. Die junge Empfangsdame hat sogar schlesisch mit uns gesprochen, was mich natürlich sehr beglückte. Und so beschlossen wir nach der Brause noch im Hotelrestaurant zu essen und uns dann zu Fuß auf den Weg zurück nach Cosel zu begeben. Und diesmal habe ich Musik laufen lassen: Dżem - eine im ganzen Lande bekannte Blues- und Rockband aus Tichau. Genau diese Musik passte zu unserer heiteren Stimmung.
In der Stadt haben wir viele historische Bauten beschaut. Ich habe mit Touristen aus Deutschland gesprochen, die auch auf den Spuren der Vergangenheit Schlesien besucht haben. Nachdem ich ein paar Photos geschossen habe, haben wir die zweite Tageshälfte in einem Park am Rathaus mit Musik und Getränken ausklingen lassen.

2. Etappe: Cosel - Neisse (75 KM)

Schloss Moschen
Am nächsten Morgen haben wir uns vor der nächsten Fahrt ein ausgiebiges Frühstück gegönnt, denn es stehen uns ca. 75 km bevor. Es ist schon vormittags sehr warm und das Thermometer sollte in den nächsten Stunden noch weiter ansteigen. Wir verabschieden uns und begeben uns auf den Rädern in Richtung Neisse. Da ich bei der Reiseplanung auf Google Maps noch ein bekanntes Schloss entdeckt habe, entschied ich mich einen etwas längeren Weg nach Neisse zu wählen. Doch zunächst mussten wir auf dem Asphalt einige Kilometer fahren, bevor wir dann wieder ins unebene Terrain rollten. Immer wieder begegnen wir dreisten Autofahrern, die uns um jeden Preis schnellstmöglichst überholen wollen, obwohl wir schon sehr dicht am Straßenrand fahren. Man kann geradezu die Rückspiegel der LKW's im Nacken spüren. Die zunehmende Hitze zwingt uns mehrere Male anzuhalten und Wasser zu trinken. Etwa auf der Mitte der Strecke erreichen wir unser Zwischenziel: Das Schloss Moschen. Erbaut wurde es im 17. Jahrhundert und ist von einer großflächigen Parkanlage umgeben. Charakterisierend für das Schloss ist seine Vielzahl von Türmen. Es ist ein gern besuchtes Tagesziel für Familien und Touristen. Neben einem Spielplatz für Kinder befindet sich im Schlossanbau ein Restaurant und Café. Neben der großen Fontäne im Garten haben wir uns unter einem großem Baum niedergelassen, denn durch einen Hydranten wurde frisches Wasser ins Becken gepumpt. Wir haben unsere Trikots komplett nass gemacht und dann wieder angezogen - was für eine geniale Idee bei dieser Affenhitze.Wir pausierten fast zwei Stunden auf dem Schlossareal und irgendwie wollten wir auch nicht wirklich diesen glanzvollen Ort wieder verlassen.
Weiter geht es durch kleine Dörfer. Hier und da noch ein Päuschen und allmählich nähern wir uns unserer Destination. Die Landschaft wurde immer hügeliger. Marcin, der im Gegensatz zu mir, nicht an das Mountainbiking in hügeligen Gebieten gewohnt war, fing an zu nörgeln. Mir kamen erste Zweifel auf, ob er die Tour bis Görlitz schaffen würde. Kurz vor Neisse geht es steil nach oben. Ein Mann kommt uns entgegen und fragt, wohin wir denn fahren. Als ich ihm unser Ziel mitteilte, rief er: "Nach der Steigung rollt ihr dann gemütlich ins Tal und seid schon bald am Ziel". Das hat uns erfreut. Vor allem hat das Marcin einen kräftigen Motivationsschub gegeben. Aber dann kam prompt die nächste Erschwernis: Mein Navi zeigt mir einen Weg auf wo aber kein Weg ist. Und da wir uns fernab der asphaltierten Straße befanden, hatten wir auch keine Lust kehrt zu machen. Also schieben wir unsere Räder durch Gebüsch und Acker. Dabei haben wir so einige Strapazen auf uns genommen: aufgeschürfte Beine und Arme, Gestrüpp am Fahrrad, und und und. Schweißgebadet kommen wir wieder nach anderthalb Kilometern an einer asphaltierten Straße an. In der Zwischenzeit hat das Wetter auch umgeschlagen. Es wurde zunehmend stürmisch. Neben dem starken Wind kam auch noch der Feierabendverkehr dazu. Die ersten Regentropfen haben sich gezeigt. Mit Tempo rasen wir ins Tal hernieder und erkennen das Ortsschild. Wir freuen uns in Neiße angekommen zu sein und fahren jetzt trotz des Wetterumschlags gelassener zum Marktplatz.
Basilika St. Jakobus und Agnes am Ring
Jesuitenkirche St. Mariä Himmelfahrt

Am Marktplatz angekommen, trübte nicht nur das Wetter die Stimmung. Bedauerlicherweise ist mitten im Stadtkern der Autoverkehr zugelassen. Ich finde, dass die Vielzahl der Autos und die damit verbundene Geräuschkulisse den Charme eines historisch so wichtigen Platzes absacken lassen. Bedingt durch das schlechte Wetter haben wir zunächst ein mulmiges Gefühl. Historische Bauten waren auf dem Marktplatz rar. Zwischen ihnen fallen besonders viele Neubauten auf, die im Laufe der kommunistischen Zeit Polens erbaut worden sind. Obwohl die Stadt bis zum Einmarsch der sowjetischen Armee vollkommen erhalten blieb, mussten sich in den Tagen bzw. Monaten darauf entsetzliche Aktionen vorgespielt haben. Neisse hat, betrachtet man alte Aufnahmen, seinen Glanz, zu meinem Bedauern, verloren. Nichtsdestotrotz sind viele bedeutungsvolle Bauten, wie der Bischofspalast in der Nachkriegszeit wiederhergestellt worden. Nachdem wir unweit vom Ring im Hotel eincheckten, das im Vergleich zur Präsentation auf Booking.com eine Enttäuschung war, begaben wir uns auf unseren Altstadtspaziergang, um noch ein paar Sehenswürdigkeiten zu photographieren. Und da sich das Wetter wieder gebessert hat, fanden wir die Stadt, die wir zuvor als unansehnlich abwerteten, ganz anziehend. Denn das "Schlesische Rom", wie es gerne heute genannt wird, hat eine Menge Sehenswürdigkeiten zu bieten. Meiner Einschätzung nach braucht es mehr als nur einen Tag, um alle Sehenswürdigkeiten in und am Rande der Stadt zu besichtigen. Während unseres Spaziergangs hielten Marcin und ich Ausschau nach einem geeignetem Restaurant. Denn richtig gegessen hatten wir noch nicht. Im Bischofspalast, den ich zuvor schon erwähnt habe, fanden wir unser Restaurant. Zum Ausspannen war diese Location erstklassig: Im Schlosshof, fernab von der Straße, sehr freundliches Personal, wunderbare Musik and last but not least - das Essen. Es schmeckte ausgezeichnet. Der nächste Tag kann kommen.

Das Tor zum Bischofspalast mit der Jesuitenkirche im Hintergrund

Der Gutshof des Bischofspalastes

Wunderschöne Architektur - Heute eine Schule

Münsterberger Turm ist einer der zwei erhaltenen Türme in den mittelalterlichen Stadtmauern der Stadt

Das Postamt unter Denkmalschutz


3. Etappe: Neisse - Reichenbach im Eulengebirge (70 KM)

Um acht Uhr morgens beginnt für uns der Tag. Wie bereits erwähnt, waren wir vom Hotel nicht sehr begeistert. Das Zimmer war sehr klein, das Mobiliar altbacken und in der Dusche standen wir 20 cm im Wasser, weil der Abfluss komplett verstopft war. Nur das Frühstück war ein Highlight: Es gab reichlich viel und alles wurde einem an den Tisch gebracht. Dafür gibt's ein dickes Lob von unserer Seite. Wir verabschieden uns und satteln die Räder. Unser Ziel, Görlitz zu erreichen, nähert sich uns und ist jetzt schon in unseren Köpfen fest verankert. In dieser Etappe werden wir die Hälfte unserer Reise hinter uns lassen und die Woiwodschaft Oppeln verlassen. Damit verlassen wir auch das historische Oberschlesien. Noch kurz beim Bäcker was für unterwegs holen gewesen, geht die Reise auch schon gleich los. Wir fahren raus aus Neisse Richtung Westen, überqueren dabei die Glatzer Neiße. Dann finden wir uns am Neisser Stausee ein, der heutzutage ein attraktiver Badesee für die ansässige Bevölkerung ist. Ferner sahen wir Campingplätze mit Badegästen aus ganz Polen, die sich am See erholten. Der See selbst ist auch stark belebt: Überall sieht man schwimmende Menschen, Segel-und Schlauchboote. Wir würden gerne bleiben, da uns eine Erfrischung zu Gute kommen würde, müssen aber vor der Dunkelheit in Reichenbach ankommen. Bei meiner Reiseplanung fiel mir noch eine andere Stadt zwischen Neisse und Reichenbach auf, die zu deutschen Zeiten einen markanten Namen trug: Frankenstein! Allein schon der Name ist einen Besuch wert. Außerdem habe ich gelesen, dass in Frankenstein noch größere Schlossruinen vorzufinden sind. Also ab nach Frankenstein!
Weiter am Neisser Stausee vorbei, kommen wir in unebenes Terrain. Kilometerweit geht es mit unterschiedlichen Steigungen bergauf. Man sieht Marcin an, dass diese Strapazen für ihn ganz ungewohnt sind. "Irgendwann geht es wieder bergab", rief ich ihm in solchen Situationen zu. Und dann nach ein paar Kilometern voller Belastung bei gleichzeitig hohen Temperaturen ging es dann mit Volldampf bergab ins Tal. Im Tal angekommen erreichen wir die Gemeinde Lindenau. Wir sichten einen kleinen Laden und halten an. Eine gekühlte Pepsi ist jetzt das Richtige. Mit der Verkäuferin komme ich ins Gespräch. Wie jedes Mal ist auch sie sehr fasziniert von unserer Radreise und nennt uns noch einen schiefen Turm in Frankenstein, den wir unbedingt sehen müssen. Vor dem Laden gab es eine Bank auf die wir uns hingesetzt haben. Von weitem sahen wir einen Mann, um die sechzig herum, uns immer näher kommend. Mit leeren Bierflaschen in der Hand begrüßte er uns auf eine herzliche Art und verschwand im Geschäft. Kurz darauf kam er wieder mit vollen Bierflaschen heraus und gesellte sich zu uns.
Gedenktafel in deutscher Sprache
Grabstein in deutscher Sprache
Insassen wurden unkenntlich gemacht
Er stellte sich als Jerzy, zu deutsch Jörg, vor. "Ihr dürft mich aber auch Jorgus nennen, wie ihr es ja aus Eurer Region kennt", fügte er hinzu, da er eine Oberschlesierin geheiratet hatte und mit ihr sein Leben in Oppeln verbrachte. Bedauerlicherweise ist Jorgus' Ehefrau vor einigen Jahren gestorben, teilte er uns mit. Und mit ihm wohl die letzte Oberschlesierin in dieser Ortschaft. Denn mir ist schon nach Neisse aufgefallen, dass ich in dieser Region keine Autos mehr mit deutschen Kennzeichen gesichtet habe. In Cosel war gefühlt jedes zweite Auto aus Deutschland. "Hier wohnen ausschließlich Polen aus der heutigen Ukraine", sagte Jorgus, "und die mögen die Deutschen und Oberschlesier nicht". Mittlerweile habe ich von den Vertreibungen in Osteuropa Kenntnis erlangt, insbesondere durch den Film "Wolhynien" aus dem Jahre 2016. Während des zweiten Weltkriegs wurden in der heutigen Ostukraine hunderttausende Menschen polnischer Abstammung von ukrainischen Nationalisten auf äußerst
grauenhafte Art und Weise massakriert. Viele Polen hat es daher veranlasst, nach Westen zu flüchten. Nach Kriegsende sicherte sich die Sowjetunion den Westen der Urkaine zu und zwang alle polnischen Staatsbürger in das neu entstandene Polen überzusiedeln. Da die großen Städte Polens, vor allem Warschau, durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zugrunde gerichtet worden sind, war der Notstand in Polen fatal. Mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands einigten sich die Großmächte, dass die Ostgebiete dem Deutschen Reichs aberkannt werden. Schlesien und Preußen fielen dadurch weg und wurden von Polen annektiert. Der deutschen Bevölkerung im neugegründetem Polen erging es jetzt noch viel schlechter. Insbesondere verloren Deutsche in Preußen und Niederschlesien ihren Besitz und mussten hinter die neu definierte Grenze fliehen. Auch in Oberschlesien gab es diese Massenvertreibungen. Die frei gewordenen Häuser wurden den Flüchtlingen aus der Westukraine und Zentralpolen zugewiesen. Über diese Untaten haben wir mit Jorgus offen sprechen können, denn er war einer der wenigen, die in dieser Ortschaft nicht aus der Ostukraine, sondern aus Zentralpolen stammte. Als er uns von polnischen Internierungslagern für Deutsche erzählte, machten wir lange Ohren. Er nannte uns das Konzentrationslager von Lamsdorf, dass zuvor von den Deutschen als Internierungslager für Kriegsgefangene betrieben wurde. Dieser grauenvolle Ort war nach Kriegsende für Deutsche und Oberschlesier die Hölle auf Erden. Jorgus meinte, dass dort nach dem Krieg nicht nur deutsche Kriegsgefangene, sondern auch Familien mit Kleinkindern interniert worden sind - Menschen, die sich am Kriegsgeschehen gar nicht beteiligt haben. "Kinder, Frauen und Männer egal welchen Alters wurden in eine Scheune gebracht, die dann von der polnischen Geheimpolizei mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt worden ist. Er betonte, dass die Insassen bei lebendigem Leibe verbannt worden sind. Marcin und ich waren schockiert. Es überkam uns ein Gefühl der Entrüstung. Im Nachhinein habe ich dann im Web nach dem KZ gesucht und wichtige Informationen gefunden. Tatsächlich gab es im Lager einen Brand, bei dem sehr viele Menschen ums Leben kamen. Die genauen Umstände sind bis heute unklar und werden wohl nicht mehr aufgeklärt werden können.

Eine Stunde dauerte unsere Pause in Lindenau. Wir möchten uns von Jorgus verabschieden und ihm alles Gute wünschen. Er wollte unbedingt, dass ich seine Informationen in meinem Blog erwähne, damit die Menschen mehr von den Geschehnissen der Nachkriegszeit in dieser Region erfahren. "Diese Häuser gehören den Deutschen, das Land gehört ihnen auch", teilt er uns bedauerlicherweise mit. In seiner Stimme nehme ich eine Betrübnis wahr, als möchte er sich für die Gräueltaten in dieser Region entschuldigen. Als ich ihn fragte, ob er lieber heute in einem Schlesien, das zu Deutschland oder einem Schlesien, das zu Polen gehört, wohnen würde, antwortete er: "Zu Deutschland".
Am Ende unserer emotionalen Unterhaltung bat er uns noch darum, die Kirche in Lipniki zu besichtigen. Dort würden wir noch deutsche Gräber finden, die zum Teil unkenntlich gemacht worden sind. Und da wo jetzt kleine Tannenbäume wachsen, wurde ein ganzes Grabfeld geschändet. Wir bedanken uns bei Ihm und fahren zur Kirche. Und tatsächlich fanden wir das vor, was er gerade eben noch erwähnte.
Früher ein deutscher Friedhof - Heute erinnert nichts mehr daran
Marcin und ich stehen nun da und sind sehr nachdenklich. Insbesondere in Marcin kochen die Gefühle. Noch nie hatte er von polnischen KZ's gehört und ist total entrüstet. In der Schule hätten sie so etwas nie gelernt, sagte er zu mir. Und auch sonst wird in seinem Umfeld über dieses dunkle Kapitel nicht gesprochen. Ich sagte ihm, dass auch wir in Deutschland im Geschichtsunterricht nicht von diesen Geschehnissen gesprochen haben. Es war nicht im Lehrplan. Und überhaupt wussten viele Oberschlesier nicht, was nach dem Krieg vorgefallen ist. Meine Großmutter wusste nicht einmal, dass im Bergwerk Rokitnica nicht weit von uns ein Arbeitslager für Oberschlesier und Kriegsgefangene war. Es wurde auch viel vom kommunistischem Regime vertuscht und alle Schandtaten den Deutschen in die Schuhe geschoben.
Wir nehmen unsere Reise wieder auf und trotzdem kreisen unsere Gedanken nur um das eine Thema. Bilder gehen einfach nicht mehr aus Kopf. Einen Großteil der Strecke legen wir schweigend zurück. Nicht weit von Lindenau erreichen wir die Woiwodschaft Niederschlesien. Neben dem Schild entdecke ich einen historischen Grenzstein. Die Grenze wurde 1290-1320 vom Fürstentum Neisse errichtet. Der bischöfliche Residenzort war ebenfalls die Stadt Neisse. Und wir haben im Gutshof gegessen. Was man nicht alles im Nachhinein noch entdeckt.

Wir haben Niederschlesien erreicht

Historischer Grenzstein (700 Jahre)

Wir setzen unsere Reise fort und kämpfen weiterhin mit den Höhenmetern. Die Straßen waren jetzt nicht mehr asphaltiert. Auf Feldwegen mühten wir uns ab, aber die Aussicht auf den Hügeln war atemberaubend. In der Ferne sehen wir die Sudeten, denen wir uns etappenweise nähern. Leider sind mir die Bilder oftmals nicht geglückt.
Auf Feldwegen geht es nach Reichenbach. Im Hintergrund sind die Sudeten zu sehen.
dr frankenstein!
Der schiefe Turm von Frankenstein

Wir fahren die Hügel auf und ab bis wir schließlich in Frankenstein ankommen. Das Ortschild ist auch erwägenswert: Unter der polnischen Bezeichung steht "dr frankenstein". Wollen die heutigen Bewohner der Stadt etwa behaupten, dass eine Verbindung zu einem gewissen Transplantationschirurgen besteht? Wir müssen lachen, das Ortschild hat schon etwas amüsantes. Außerdem kreisen unsere Gedanken nicht mehr um die tragischen Geschehnisse in dieser Region. Angekommen am Ring legen wir eine Pause ein. Danach machen wir uns auf den Weg zu den Schlossruinen. Doch nach ein paar Metern entdecke ich einen schiefen Turm in einer Seitenstraße. Ja das war doch der Turm, von dem die Verkäuferin in Lindenau gesprochen hat. Der Turm, ursprünglich zur Verteidigung der Stadt errichtet, wurde der Sage nach bereits vom Baumeister schief errichtet. Das Baujahr des Turms ist unbekannt. Allerdings erfüllte der Turm ab dem 15. Jahrhundert als Glockenturm der St. Annen Kirche eine neue Funktion und ist heute vor allem ein Magnet für Touristen. Schnell noch ein Photo geschossen und dann gings weiter zum Schloss. Das Schloss war eine große Ruine. Im 18. Jahrhundert ist es einem Brand zum Opfer gefallen und seitdem nicht mehr wiederhergestellt worden. Allerdings werden die Ruinen vor dem Verfall geschützt. Eine Rekonstruktion des Schlosses wird heute erwogen.
Wir haben nur noch 20 km vor uns. Nach zehn Kilometern treffen wir in der Ortschaft Habendorf ein. Hier entdecken wir wieder ein Schloss, dass ab 1945 dem Verfall preisgegeben wurde. Die Anzahl der Ruinen ist im Vergleich zu den ländlichen Regionen der Bundesrepublik sehr hoch. Auf unserer Reise sahen wir Schlösser, Gutshäuser, Burgen, Scheunen sowie Landhäuser, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt werden. Das macht mich sehr nachdenklich, bedenkt man, was für eine reiche Region doch Schlesien Anfang des 20. Jahrhunderts war. Dies war unsere letzte Station vor Reichenbach.


Schlossruine Frankenstein
Schlossruine Habendorf
Wir treffen in Reichenbach ein. Diese Stadt gefällt uns schon von Anfang an. Mit seinen 33.000 Einwohnern ist diese Stadt auch nicht zu groß und damit beschaulich. Nachdem wir auf dem Marktplatz eine Pause gemacht haben, begaben wir uns darauf zum Hotel, dass sich unweit von der Altstadt befand. Diesmal war das Hotel spitzenmäßig. Die Chefin hat uns am Empfang herzlichst begrüßt, uns ein großes und helles Zimmer gegeben, dass sie noch vorher mit uns inspiziert hatte. Das ist ein Empfang! Nach der Dusche beschlossen wir im Hotelrestaurant zu essen. Für polnische Verhältnisse waren die Speisen im höheren Preissegment anzusiedeln. Mein Onkel staunte nicht schlecht über die Preise. Aber haben wir uns nach all den Strapazen nicht etwas vom Luxus des Hotels gönnen dürfen? Und es hat sich definitiv gelohnt. Marcin und ich haben der Kellnerin ausgerichtet, sich beim Koch für das traumhafte Essen in unseren Namen zu bedanken. Nach dem Dinner starteten wir unseren Altstadtspaziergang. Reichenbach ist bis heute relativ gut erhalten worden. Viele historische Bauten sind renoviert worden. Die Kleinstadt hat sogar eine bis heute in Fragmenten gut erhaltene Stadtmauer aus dem Mittelalter. Auf einer Hinweistafel, die auf der Mauer angebracht wurde, lesen wir: "990-1990: Die Wiedereingliederung Schlesiens zu Polen nach tausend Jahren". Wir müssen schmunzeln und gehen weiter. Nach unserer kleinen Stadttour kehrten wir in das Café "na murach" ein, dass an der Stadtmauer errichtet worden ist. Das Ambiente ist hier perfekt. Wir lassen den Abend in diesem Flair ausklingen.
 






Das Café "na murach"

 

 

4. Etappe: Reichenbach - Hirschberg (100 KM)

Am nächsten morgen lernen wir Deutsche beim Frühstück kennen, die zur Jagd nach Schlesien gekommen sind. Schon gestern fielen uns die Gestalten, die aus einem Jeep ausstiegen, mit ihren Gewehren und ihrer Funktionskleidung auf. Beim Frühstück suchte ich das Gespräch, denn eine Frage musste ich den Waidmännern stellen: Was ist zu tun, wenn ein Wildschwein auf unserer Radtour die Wege kreuzt? Sie meinten daraufhin, dass dies ziemlich unwahrscheinlich ist, da sich Wildschweine im Sommer vielmehr in Mais- oder Getreidefeldern aufhalten. Und sollte doch mal ein Wildschwein aufkreuzen, würde es wohl nichts machen. Ganz anders wenn Frischlinge mit unterwegs sind. "Sucht Euch einen hohen Baum", legten sie uns nahe und lachten dabei. Nach dem Frühstück haben wir uns von den deutschen Gästen sowie der Chefin des Hotels verabschiedet und setzten unsere Reise fort. Auf unserer Strecke nach Hirschberg liegt auch Waldenburg. Und wer schon in der Nähe von Waldenburg ist, muss unbedingt 1) das Schloss Fürstenstein besichtigen und 2) nach dem goldenem Zug suchen. Achja, und 3) Marcin's Freundin Hallo sagen. Beide kennen sich aus einem Online-Spiel. Und weil wir nunmal an Waldenburg vorbeifahren, möchte Marcin sie im realen Leben persönlich sehen. Leider habe ich ihren Namen vergessen.
Als wir Reichenbach verlassen, setzen wir unsere Reise auf unbefestigten Feld-und Waldwegen fort. Herrlich sieht der Landstrich mit den Bergen im Hintergrund aus und ehrlich gesagt, erinnert mich diese Region immer mehr an Schwaben oder Teile des Schwarzwaldes. Es ist eine andere Landschaft als in Oberschlesien. Insbesondere ist hier die Luft reiner. Etwa eine Stunde fahren wir im Hochland mit seinen hügeligen Zügen. Fernab von der Zivilisation. Ab und an setzte das Navi hier und da aus, sodass wir die Route neu berechnen mussten. Irgendwann ging es dann wieder bergab.
Das erste Gebäude, dass wir nach so langer Zeit wieder gesehen haben, sah in dieser idyllischen Landschaft wie gemalt aus. So möchte ich doch bitte auch wohnen! Mit einem kleinen See und einer eigenen Zufahrt.
Wir nähern uns Waldenburg. Es geht noch ein letztes Mal bergauf zum Schloss Fürstenstein, das heutzutage Touristen aus der ganzen Welt lockt. Es war ein Samstag. Reisebusse stehen auf dem Parkplatz, die Vielzahl der Touristen macht das Radfahren unmöglich. Wir steigen ab und schieben die Räder lieber. Photos werden gemacht. Wir genießen das tolle Wetter und die Aussicht. Abschalten kann man hier allerdings nicht. Zu viele Touristen quetschen sich durch das Schloss. Marcin nennt mir die Adresse der Freundin in Waldenburg. Wir satteln die Räder und fahren die restlichen Kilometer fast nur bergab.
Aussichtspunkt auf das Schloss Fürstenstein


In Waldenburg angekommen, merke ich, dass diese Stadt ihre besten Zeiten hinter sich hat. Es ist schmutzig, die Luft ist schlecht, sehr viele Gebäude sind in einem renovierungsbedürftigem Zustand. Marcins Freundin arbeitet in einem Solarium, wo wir sie dann auch trafen. Eine Stunde verweilten wir mit ihr. Ich drängte Marcin schon mehrere Male, dass wir los müssen. Wir möchten ja schließlich vor der Dunkelheit in Hirschberg ankommen. Eine Stadtbesichtigung fiel daher weg. Wasser habe ich noch aufgetankt und schon ging unsere Reise weiter. Wir bewegen uns in den Arbeitervierteln der Stadt fort. Man sieht links und rechts sehr alte Familoki, die zu einer Arbeitersiedlung gehören. Der Bergbau war noch bis in die neunziger Jahre ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Region. Mittlerweile sind alle Zechen stillgelegt worden. Wir sehen viele Alkoholiker vor den Geschäften in den Arbeitersiedlungen. Hier wohnen wohl die Ärmsten der ärmsten Bewohner Waldenburgs. Am Stadtrand von Waldenburg erblicken wir einen Schacht. Als Museum zeugt Schacht Witold von der vergangenen Bergbauära Waldenburgs. Es bleiben uns noch 45 km bis Hirschberg. Am Ende war das mit Abstand die härteste Etappe unserer Reise. Auf dem Weg habe ich noch einige Photos von Gebäuden geschossen, in denen ich etwas Besonderes gesehen habe, ohne zu wissen, was für eine Funktion jene haben bzw. hatten. Das erste Gebäude soll eine Kornkammer sein, erklärte mir meine Großmutter. Die Steinbrücke fand ich beachtenswert. Erfreulicherweise fuhr in diesem Moment ein Zug.
 


 

 



Nach der schwierigsten Etappe unserer Reise erreichen wir Hirschberg. Am Stadtrand sehen wir einen Flugplatz und ein großes Wasserschutzgebiet. In Hirschberg angekommen, waren wir zu erschöpft, um auf dem Ring halt zu machen. Wir begaben uns direkt ins Hotel. Das Hotel hatte einen Flair aus den zwanziger Jahren, verbunden mit einem osteuropäischen Stil. Es war sehr groß und hatte viele Zimmer. Unser Zimmer war in einem tadellosen Zustand. Nach dem Frischmachen und einer kurzen Erholung begaben wir uns auf unseren Altstadtspaziergang.
Unglaublich schön ist diese Stadt! Die Altstadt ist, könnte man meinen, nach dem Krieg komplett erhalten worden. Die Vielzahl an historischer Bauten prägen den ruhigen und liebenswerten Charakter dieser Stadt. Diese Stadt ist jederzeit einen Besuch wert, sagten wir uns. Nur mit dem Essen gab es ein Problem. Es war Samstag Abend, Touristen und Bewohner der Stadt füllten den Ring. Diesmal wollten wir italienisch essen. Als der Kellner uns aber darauf hinwies, dass die Wartezeit aufgrund der hohen Auslastung bis zu zwei Stunden dauern würde, verließen wir fluchtartig das Restaurant. Im Pizza Hut war es nicht so voll. Und geschmeckt hat es auch.
Am Ring tranken wir noch Kaffee und begaben uns gleich danach so erschöpft wie wir waren, ins Hotel zurück. Den Goldenen Zug haben wir übrigens nicht gesichtet.
 


 





 5. Etappe: Hirschberg - Görlitz (70 KM)

Wir starten unsere fünfte und zugleich letzte Etappe. Unser Ziel rückt in greifbare Nähe. Mehr als die Hälfte der Strecke legen wir im Hochland zurück. Städte sind nicht mehr vorzufinden. Die Grenze zu Tschechien war nur einige Kilometer entfernt. Ich bemerke ein verfallenes Haus, dass mich angezogen hat. Wann dort zuletzt jemand gewohnt hat, kann ich nicht einschätzen. Originell fand ich die Tür an der Ruine.


Nach knapp 70 Kilometern erblicken wir das Ortsschild: Zgorzelec! Unsere Freude ist groß, denn wir haben unser Abenteuer tatsächlich verwirklicht. Wir konnten es nur noch nicht so richtig fassen. Gemütlich fahren wir im polnischen Teil der Stadt zur Brücke der Freundschaft, die das deutsche und das polnische Görlitz verbindet. Auf der Brücke baten wir eine deutsche Touristin um ein Photo. Natürlich musste die kleine Flagge Oberschlesiens zu sehen sein. Wir genossen den Augenblick. Danach suchten wir unser Hotel im deutschen Teil der Stadt auf.
Endlich in Görlitz angekommen
Diesmal machten wir einen ausgiebigen Spaziergang. Görlitz hat so viel zu bieten. Marcin ist begeistert und kann es nicht begreifen, dass er sich gerade in Deutschland befindet. Wir machen Photos in jeder Straße, denn zu sehen gibt es hier reichlich. Oh du schönes Görlitz im Schlesierland! Ich werde leicht melancholisch als ich mir die Städte Beuthen, Gleiwitz, Hindenburg und alle anderen im Kohlerevier vor die Augen führe. Wäre es nicht zum Krieg gekommen, hätten jene Städte wohl ihren Glanz nicht verloren. Dafür glänzt das deutsche Görlitz heute umsomehr. Historische Gebäude, die auch verfallen zu drohen begannen, wurden in einem großem Ausmaß saniert. Aus den Epochen der Spätgothik oder der Barockzeit sind noch viele Gebäude erhalten, vor allem aber aus der späteren Gründerzeit. Einen Eindruck möchte ich Euch gerne hier verschaffen.

















Abreise

Eine belustigende Sache wäre da noch zu erwähnen. Am Montag, dem Tag der Abreise, mussten wir auf die polnische Seite von Görlitz fahren, um von dort aus unseren Zug nach Breslau zu bekommen (in Breslau mussten wir umsteigen). Also fuhren wir nach dem Frühstück mit meinem Navi zum polnischen Bahnhof. Das Navi hat uns zu einem Busbahnhof geführt. Vom Hauptbahnhof fehlte aber jegliche Spur. Als wir beschämend einen wartenden Fahrgast fragten, wo denn hier der Bahnhof sei, sagte er, dass wir hier schon richtig sind. Er zeigte mit dem Finger auf eine Ruine. "Da müsst ihr hin".



Was für ein Prachtexemplar! Ein Photo ist es auf jeden Fall wert. Schließlich geht es hier auch um Kunst. Wir packen unsere Räder in den Zug und verabschieden uns von Görlitz.

Schlusswort

400 Kilometer haben wir hinter uns gelassen und ehrlich gesagt war ich traurig, dass wir nicht noch mehr gesehen haben. Schlesiens Landschaft ist so vielfältig wie seine Städte und Bewohner. Diese Erfahrung zu machen, hat sich voll und ganz ausgezahlt. Generell animiere ich jeden dazu, nicht mit dem Auto eine Region zu erkunden, sondern mit dem Rad alles zu erforschen. Man befindet sich nämlich auf historischen Straßen und nicht auf der Autobahn. Man kommt mit den Dorfbewohnern ins Gespräch und erfährt einiges über diese Region, das man ansonsten nie erfahren würde. Meine Vorliebe für die Heimat kennt für mich als Oberschlesier keine Grenzen. Und so werde ich in Zukunft weitere Städte Schlesiens mit dem Fahrrad besuchen und Tagebuch führen. In Schlesien gibt es noch viel zu sehen. Im nächsten Sommer ganz bestimmt wieder, mein prächtiges Schlesierland!

Hat euch mein Beitrag gefallen oder habt ihr auch schon Schlesien mit dem Fahrrad erkundet? Dann lade ich euch herzlichst ein, diesen Blog zu kommentieren und eure Geschichten hier zu erwähnen. Für Likes und Verbesserungsvorschläge bin ich euch sehr dankbar.